Dieter W. Zirngibl: Abenteurer und Raubein mit großem Herz

„Aufgeben gibt es nicht!“… – Das Leben: ein großes Abenteuer

 

Mit 14 Jahren als Schiffsjunge weg von zuhause, mit 28 Kapitän auf den Weltmeeren – zugleich Kraftsportler, Catcher, Stuntman, dann erfolgreicher Footballer, Alaska- und Schlittenhundführer, und, und, und… Dieter Zirngibl hat wahrlich viel erlebt und zu erzählen aus seinem gelinde gesagt „unorthodoxem“ Leben.

 

1950 in München geboren, führte es seine Familie 1955 für fünf Jahre in die damalige Bundeshauptstadt Bonn, wo der Vater in leitender Funktion in Diensten des Wirtschaftsministeriums stand. Zurück in München hielt es Dieter dort nicht lange. „Infiziert“ von den Erlebnisschilderungen eines Ex-Seemanns hatte er bereits früh für sich entschieden, selbst die Meere zu „erobern“ und in die weite Welt zu ziehen. 

Mit nur 14 Jahren begann er eine Matrosenausbildung bei der „Emder Heringsfischerei“, deren Fanggründe weit entfernt vor Grönland und Neufundland lagen. Diese Ausbildungsstätte hatte nicht zuletzt sein Vater vermittelt, dem die Seefahrer-Entscheidung seines Sohnes so gar nicht gefiel und der darauf setzte, dass die harte Arbeit auf einem Fisch-Trawler dem Sohn die Lust auf ein Seemannsleben wohl schon austreiben würde. Diese Hoffnung blieb jedoch vergebens. Im Gegenteil!

 

Unterwegs auf den Weltmeeren

 

Nach der Matrosenausbildung wurden Dieters Schiffe größer, die Routen länger und die damit verbundenen Erlebnisse umso interessanter. Schließlich sah Dieter im Seemannsberuf auch einen wichtigen Vorteil: Auf monatelange Zeiten auf hoher See konnte er sich längere Job-Auszeiten gönnen.

Schon früh hat sich Dieter Zirngibl den raueren Seiten des Sports verschrieben und mit dem Kraftsport begonnen: Es hieß also hart gegen sich selbst zu sein und u.a. Gewichte zu stemmen, um den Körper zu stählen. Im Alter von 15 Jahren hat er sich bereits die erste Tätowierung stechen lassen. Und so begann neben seiner Seefahrerei eine beachtliche Sportlerlaufbahn – zum Beispiel als Deutscher Meister und Rekordhalter im Bankdrücken und als American-Football Spieler.

Längere Zeit verbrachte Dieter Zirngibl zudem als Jäger und Fischer in der Arktis, zu deren Rauheit er bereits in jungen Jahren eine intensive Beziehung aufbaute.

Es „funkt“! – Schwissel kommt ins Spiel…

 

In einer seiner Job-Auszeiten kam dann Ende der 1960er Jahre Schwissel ins Spiel, als sich Dieter und die aus einer alteingesessenen Schwisseler Familie stammende Ingrid Reher kennen und lieben lernten. Es folgten erste gemeinsame Reisen in und um die Welt, 1971 die Hochzeit sowie die Geburt von Tochter Petra. Das junge Glück bezog zunächst eine kleine Wohnung in der heutigen Bad Segeberger Fußgängerzone. Von hier startete Dieter an der Hamburger Fachhochschule ein Studium zum Diplom Wirtschaftsingenieur für Seeverkehr. Sein Studium finanzierte er sich von seinen Gagen als Berufsringer (Catcher). Mit dem Kapitänspatent auf Großer Fahrt erwarb Dieter Zirngibl 1978 schließlich die Befähigung zum Führen von Handelsschiffen auf allen Weltmeeren. 

Von 1979 steuerte er als Kapitän dann für viele Jahre große Chemikalientanker sicher über die verschiedensten Routen unserer Weltmeere, wobei er unseren Planeten mehrfach umrundet haben dürfte. 1990 und damit nach 26 Jahren unterbrach er dann die Hochseefahrerei und machte sich in München, wohin die Familie inzwischen ihren Lebensmittelpunkt verlegt hatte, mit Sport- und Gesundheitsparks selbständig, während seine Frau Inge dort eine Parfümerie mit Kosmetikstudio führte. 

 

American-Football-Karriere: Harte „Defence“ (Verteidigung) ist das ein und alles!

 

Hier in München knüpfte Dieter Zirngibl unter anderem an seine intensive Beschäftigung mit dem inzwischen auch in Europa populären American Football an. Als Mitglied einer Trainigsgruppe der „Chicago Bears“ betrieb er diesen Sport bereits in den USA höchst intensiv und konnte 1985 deren bisher einzigen Gewinn des „Super Bowl“ (Amerikanische Meisterschaft), und damit den Erfolg in einer der weltweit meistbeachteten Sportereignisse eines jeden Jahres miterleben. Hier in München erreichte er nun acht Jahre später mit den „Munich Cowboys“ als Spieler und Mitglied des Trainerstabs 1993 die Deutsche Meisterschaft. Dass er als ausgewiesener „Muskelberg“ in der „Defence“ ebenso geachtet wie gefürchtet war, kann kaum verwundern.

Spieler bei den Munich Cowboys
Besonderer Stolz: Die Aufnahme in die "Hall of Fame" des Vereins für sein Lebenswerk

Yukon Quest: Teilnahme am wohl härtesten Schlittenhunde-Rennen der Welt

Wie erwähnt hatte Dieter Zirngibl früh die schnee- und eisreiche Wildnis Kanadas und der Arktis für sich entdeckt. Nachdem er 1991 seinen ersten Husky (bevorzugte Schlittenhunde-Rasse) aus einem Münchner Tierheim holte, reifte in ihm der unbändige Wille, das Abenteuer „Yukon Quest“, das wohl härteste Schlittenhunderennen der Welt entlang des historischen Weges des Klondike-Goldrausches zu bestehen.

Nach drei Jahren intensiver Vorbereitung war es dann so weit: Mit seinen 14 Hunden bezwang er in knapp zwei Februarwochen des Jahres 1995 die über 1600 Kilometer lange Strecke vom kanadischen Whitehorse im Bundesstaat Yukon bis nach Fairbanks in Alaska durch Schnee und Eis – und dies bei Wind und Kälte von bis zu -50 Grad! Dieter Zirngibl gelang es dabei in der Geschichte dieses Rennens als erstem Deutschen, alle Strapazen erfolgreich zu bewältigen und das Ziel zu erreichen.

Zirngibl-Buch

Seine Erlebnisse bei seiner zweiten von drei Teilnahmen am Yukon Quest hat Dieter Zirngibl in einem 1999 erschienenen und überaus lesenswerten Buch festgehalten. Titel: „Kalte Schnauzen – kalte Hände – 1000 Meilen mit Huskies durch Kanada und Alaska“.


Um was es ihm bei seinen vielfältigen Abenteuern stets im Wesentlichen ging, beschreibt Dieter Zirngibl so: „Aufgeben gibt es nicht! – Ich glaube, dass ich regelrecht süchtig nach dieser Art der Selbstbestätigung war“. 


Diejenigen, die ihn bei seinen Abenteuern begleiten durften, beschreiben ihn dabei als ausgesprochenes „Raubein mit großem Herz“.

Seit 2004 ist Schwissel endgültig das Zuhause der Zirngibl’s

 

Nachdem im Jahr 2004 in Schwissel – der Heimat seiner Frau Inge – Richtfest gefeiert werden konnte, zogen beide dann endgültig in den „echten Norden“. Dieter, der die Seeschifffahrt zwischenzeitlich wieder aufgenommen hatte, wechselte nun das Revier, blieb der Schifffahrt aber für weitere neun Jahre treu: Als Kanalsteurer auf dem Nord-Ostsee-Kanal, der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt. 2018 ging es dann beruflich endgültig von Bord.

Heute führt Dieter Zirngibl mit seiner Frau Inge in seiner Wahlheimat Schwissel ein eher beschauliches Leben. Dabei werden sie und ihre geliebten Hunde in ihrem Haus umgeben von Dutzenden Erinnerungsstücken und Kuriositäten aus Dieters abenteuerlichem Leben. 

Wenn heute ihr pinkfarbener Pickup auf den Straßen rund um Schwissel zu sehen ist, weiß jeder: Die Zirngibl’s sind wieder unterwegs.

Wir wünschen Ihnen, dass sie dieses Leben noch möglichst lange gemeinsam genießen können!

Fotos und Dokumente: Privatbesitz

Redaktion: schwissel.de – Wolfgang Jenders